2015 SINGAYA - KARL- ERNST- OSTHAUS- MUSEUM , HAGEN

„Singaja“ ist ein Phantasiewort, entlehnt aus Peter Jacksons Film „Brain Dead“. In seinem phonetischen Klang, der latent mitschwingenden assoziativ vermuteten Etymologie und der damit einergehenden Aufladung, steht es in ironischem Widerspruch zu seiner Nichtbedeutung als Inhaltstransporteur. Der Mensch wird seit jeher von der Ferne angelockt. Von den Reiseberichten der ersten Seefahrer, den mitgebrachten Exponaten aus diversen Expeditionen, den bestaunten Wunderkammern in den eigens dafür geschaffenen Museen, dem Exotismus der in die Südsee emigrierten Künstler, dem Kolonialimperialismus, bis hin zum modernen Massentourismus geht in gleichem Maße Faszination, wie auch die Unmöglichkeit des echten Verständnisses aus. Das Pars pro toto des exemplarisch eingesammelten Wirklichkeitsbelegs, wie auch der Kurzzeitaufenthalt in der vermeintlichen Wirklichkeit des Fremden führen fehl, echte Erkenntnis tritt nicht ein und das Erlebte oder Nacherlebte transformiert sich zu temporären Topoi und Moden, zu Kitsch und Pathos. Die Ausstellung spielt mit diesen Versatzstücken. Präsentiert werden Malerei und Zeichnungen auf nachthimmelblauem Hintergrund. Zentrum der Ausstellung bildet eine Installation, die aus realen und behaupteten Schaustücken collagiert ist. Akustisch untermalt wird sie von einer Klanginstallation, die vom Klang-Künstler Hanno Leichtmann dazu erarbeitet worden ist, den ich für diese Ausstellung zur Zusammenarbeit eingeladen habe. Er beschreibt seine Arbeit wie folgt:

„Für die Klanginstallation „PRIMITIVA“ im Osthaus Museum Hagen verwendet der Berliner Klangkünstler historische Aufnahmen sogenannter „primitiver Musik“ als Klangarchiv. Die extrahierten Klänge wurden in zum Teil mikroskopisch kleine Loops zerlegt, die, auf vier Kanäle verteilt, aus vier verschiedenen Teilen des Raums zu hören sind: Trommeln, Flöten, Gesang, Schreie oder einfach nur Urwald- und Tiergeräusche, die er durch die Verortung im Raum in einen Dialog miteinander bringt. Rhythmusfragmente treffen, mit Hilfe von Loops zum Stottern gebracht, auf Chorgesänge, Cut Up-Aufnahmen von Naturklängen treffen auf eiernde Panflötenmelodien, dumpfes Stampfen und Klatschen treffen auf geloopte Sprachfetzen. Im Osthaus Museum werden, auf vier Kanälen verteilt, jeweils 60 etwa 1 – 2 minütige Loopminiaturen oder einfach Stille im Zufallsmodus abgespielt.“